1. Hauptnavigation
  2. Navigation der aktiven Seite
  3. Inhalt der Seite
61 Kalium-Jodid-Tabletten lagerten im Feuerwehrtechnischen Zentrum - Landrat Carsten Michaelis bei der Begutachtung

28. März 2023 Landkreis Zwickau

Vor Kurzem wurden seitens des Landkreises Zwickau in seiner Funktion als untere Strahlenschutzbehörde an seine Städte und Gemeinden Kalium-Jodid-Tabletten (KI-Tabletten) zur Einnahme bei einem kerntechnischen Unfall verteilt.

Rund vier Millionen Tabletten wurden dem Freistaat Sachsen zuvor durch das Bundesamt für Strahlenschutz für den Katastrophenschutz zur Bevorratung, Verteilung und Abgabe an die Bevölkerung bereitgestellt.

Im November erfolgte eine Abgabe an die Kreisfreien Städte und Landkreise. Die Verwaltung des Landkreises Zwickau hat sich gemäß ihrer Konzeption zur Versorgung der Bevölkerung mit KI-Tabletten für eine dezentrale Lagerung in den Kommunen entschieden, um im Ernstfall zeitaufwendige Transporte zu vermeiden. 

Die Kalium-Jodid-Tabletten sollen zur Versorgung der Bevölkerung bei einem Unfall in einer kerntechnischen Anlage mit erheblicher Freisetzung von Spaltprodukten, insbesondere von radioaktivem Jod, für die Zielgruppe Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sowie Schwangere eingesetzt werden.

Der Zeitpunkt der Verteilung ist losgelöst von den aktuellen Ereignissen in der Ukraine zu betrachten. Die Verteilung der Kalium-Jodid-Tabletten war bereits vor Beginn des Krieges geplant und die Anzahl der ausgegebenen Tabletten ist auf das Szenario eines Unfalls in einer kerntechnischen Anlage dimensioniert. 

Die Einnahme von Kalium-Jodid-Tabletten bewirkt, dass der Einbau radioaktiven Jods in die Schilddrüse unterdrückt und so strahleninduzierte Schilddrüsenkarzinome, insbesondere bei Kindern vermieden werden. 

Die Strahlenschutzkommission hatte in Auswertung der Reaktor-Katastrophe von Fukushima der Bunderegierung geraten, die Verteilung von Kalium-Jodid-Tabletten auszuweiten.

Foto: 61 Kalium-Jodid-Tabletten lagerten im Feuerwehrtechnischen Zentrum - Landrat Carsten Michaelis bei der Begutachtung

Die Kreisverwaltung Zwickau hat sich für die dezentrale Lagerung der Kalium-Jodid-Tabletten entschieden. Insgesamt wurden 288 768 Stück auf die Kommunen im Landkreis verteilt.

Diese Art der Lagerung verschafft im Bedarfsfall einen erheblichen Zeitvorteil, da die Jodtabletten bereits vor Ort sind und nicht erst von der zentralen Lagerstätte im Landkreis verteilt werden müssen.

Jede Kommune legt im Rahmen der kommunalen Selbstverwaltung eigenverantwortlich die entsprechenden Ausgabestellen fest und kommuniziert diese zum gegebenen Zeitpunkt.

Bei einem Unfall in einem Kernkraftwerk kann es zur Freisetzung radioaktiver Stoffe – darunter auch radioaktivem Jod – kommen. Wird radioaktives Jod eingeatmet oder gelangt über Nahrung bzw. Getränke in den Körper, kann es sich in der Schilddrüse anreichern und die Entwicklung von Schilddrüsenkrebs befördern.

Wenn Betroffene zum richtigen Zeitpunkt nicht-radioaktives Jod in Form von hochdosierten Jodtabletten (auch: "Kaliumjodidtabletten") einnehmen, können sie verhindern, dass sich radioaktives Jod in ihrer Schilddrüse anreichert: Die Schilddrüse wird mithilfe der Tabletten mit nicht-radioaktivem Jod gesättigt, so dass radioaktives Jod von der Schilddrüse zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr aufgenommen werden kann. Man spricht dabei von einer Jodblockade.

Diese hat bei einem radioaktiven Fallout in Deutschland eine höhere Bedeutung, da in der Bevölkerung ein leichter Jodmangel durch entsprechende Ernährungsgewohnheiten besteht.
Aus diesem Fakt ergeben sich damit folgende vulnerable Gruppen:

  • vorrangig: Ungeborene, Kinder, Jugendliche bis 18 Jahre
  • vorrangig: Schwangere und Stillende
  • nachrangig: Personen von 18 bis 45 Jahren

Bei Personen ab 45 Jahren ist das Risiko von Nebenwirkungen, z. B. einer Überfunktion bei Jodmangel geschädigter Schilddrüse, größer als die Erkrankung an Schilddrüsenkrebs durch notfallbedingte Expositionen.

Die gezielte Einnahme von hochdosierten Kalium-Jodid-Tabletten - 65 mg - wird am wirkungsvollsten erachtet. Werden die Tabletten unmittelbar kurz vor oder kurz nach Resorption eingenommen, so ist die Wirkung der Blockade mit 95 Prozent am Größten. Bei Einnahme nach zwei Stunden liegt die Wirkung bei 60 bis 80 Prozent. Bei Einnahme nach acht Stunden bei 20 bis 40 Prozent. Die Kalium-Jodid-Tabletten zeigen bei einer Einnahme nach 24 Stunden nach Inhalation oder Ingestion keine positive Wirkung mehr. Im Gegenteil, es verlängert die Verweildauer von radioaktivem Jod in der Schilddrüse. Eine frühzeitige Einnahme, z. B. 24 Stunden vor Aufnahme des radioaktiven Jods, macht eine erneute Einnahme erforderlich.

Bei langanhaltendem radioaktivem Fallout kann eine wiederholte Einnahme nach 24 Stunden notwendig sein. Schwangere und Stillende müssen vor einer erneuten Einnahme durch weitere Maßnahmen geschützt werden.

Große Mengen Jod sind auch mit gesundheitlichen Risiken verbunden.

Die Einnahme von Kalium-Jodid-Tabletten zur Schilddrüsenblockade sollte nur nach ausdrücklicher Aufforderung durch die zuständigen Katastrophenschutzbehörden erfolgen.

Packungsbeilage zwingend beachten! Es kann für Schwangere und Stillende eine abweichende Dosierung als diese hier angegeben sein, z. B. zwei Tabletten an einem Tag für zwei Tage.
Jod-Tabletten können gelöst in Wasser und Tee eingenommen werden.

Personengruppe Tabletten á 65 mg
Kaliumiodid
 
Tagesgabe in mg
Kaliumiodid
 
Tagesgabe in mg
Jod
 
Geburt bis 1 Monat 1/4 16,25 12,5
1 Monat bis 3 Jahre 1/2 32,5 25
3 Jahre bis 12 Jahre 1 65 50
Älter als 12 Jahre bis 45 Jahre 2 130 100

Dosierungsschema für 65 mg Kaliumiodid-Tabletten Bei Tabletten mit anderen Kaliumiodidgehalten sind die jeweiligen Dosisangaben zu beachten.

Die gewünschte Wirkung wird nur erreicht, wenn die Tabletten zum richtigen Zeitpunkt eingenommen werden.

Die Tabletten haben kein festes Haltbarkeitsdatum. Es wird von einer Mindesthaltbarkeit von zehn Jahren ausgegangen. Sie können jedoch bei entsprechender Lagerung auch länger verwendet werden.

zum Seitenanfang springen